Mit der Frage, woran neue Produktentwicklugen meist einführen, wurden bereits einige Gründe angedeutet:
übertriebener Optimismus des Ideeninhabers
Es ist eine gute und sehr nützliche Eigenschaft, hinter seiner Innovation zu stehen und diese als bahnbrechend fortschrittlich zu bewerten.
Dies sorgt dafür, dass mit Kraft und Engagement Hürden bei der Umsetzung der entsprechenden Idee genommen werden und nicht beim ersten Problem resigniert wird.
Andererseits kann diese Eigenschaft später zum Desaster führen, wenn z.b. davon ausgegangen wird, dass die gesamte Welt gerade auf das neue Produkt wartet und sich dieses daher wie von selbst vermarkten wird.
zu schmaler Blickwinkel des Ideeninhabers
Ebenso ist es eigentlich eine gute Eigenschaft, sich auf das Vorankommen in einem Projekt zu konzentrieren und dabei „unwichtige“ Dinge nach hinten anzustellen.
Der euphorische Ideeninhaber ist so von seinem Produkt überzeugt, dass jeglicher Überblick verloren geht.
Vielleicht gibt es ein ähnliches Produkt ja schon, aber man hat nicht recherchiert? Oder der Markt ist nicht in dem Sinne tragfähig, wie es die Produkteinführung voraussetzen würde?
Es entsteht ein gefährlicher Tunnelblick mit fatalen Folgen.
vernachlässigtes wirtschaftliches Denken
Viele Innovatoren denken auf technischer Ebene. Ihre Produktidee löst ein Problem oder schafft neue Möglichkeiten, ist modern, technisch hochwertig usw.
Oft geht dabei der Blickwinkel für die wirtschaftliche Seite verloren.
Kann sich ein solches Produkt überhaupt refinanzieren? Ist ein entsprechender Markt vorhanden?
Welche Bedingungen muss das Produkt haben, um konkurrenzfähig zu sein?
Derartige Fragen bleiben sehr oft unbeachtet und führen zum Scheitern im Verlauf der Produktentwicklung und -einführung.
unterschätzte Produktentwicklungskosten
Sehr oft wird davon ausgegangen, dass die Summe der Entwicklungskosten ausschließlich aus den Engineering Kosten der technischen Umsetzung bestehen.
Das Produkt ist also fertig und verkaufsfähig, wenn die technische Lösung konstruiert wurde.
Allerdings nehmen die Kosten für die eigentliche (Elektronik) Entwicklung nach unserer Beobachtung maximal 10% der Gesamtkosten ein, Tests, Zertifizierungen, Marketing, Verpackung, Dokumentation, Produktion usw. ergeben zusammen den viel größeren Teil.
Da viele Ideeninhaber auf technischer Ebene denken und sich daher auf die reine technische Umsetzung ihrer Produktidee konzentrieren, fehlt das Bewusstsein für die anderen ebenso notwendigen Teile und führen zur gefährlichen Fehleinschätzung der Kosten.
unterschätzter zeitlicher Aufwand
Was ist der Unterschied zwischen einem Prototypen und einem Produkt? Ein Prototyp ist nicht serienreif, dient als Produktbeispiel, muss nur meistens funktionieren und unterliegt nur wenigen Auflagen.
Ein Serienprodukt hingegen muss unter allen Umständen des Einsatzbereiches funktionieren und gleichzeitig alle Rahmenbedingungen technischer, gesetzlicher und wirtschaftlicher Art erfüllen.
Zwischen Prototyp und Serienreife liegt oft ein weiter Weg, der durch die Euphorie über die ersten technischen Erfolge vernachlässigt werden.
Zusammenfassend
können wir also nach unserer Beobachtung sagen, dass ein Großteil der Gründe für die fatalen Fehler bei der Entwicklung und Einführung eines neuen Produktes darin zu finden sind, dass der Ideeninhaber des Produktes zu sehr in seine Vision vertieft ist, um wesentliche Randbedingungen objektiv zu betrachten.
Nicht selten stehen daher hinter erfolgreichen Neuprodukten mehrere Personen verschiedener Ausrichtung (z.B ein Techniker und ein Betriebswirt) oder ein Innovator mit einem angemieteten Team von Beratern.
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